Image: Organisator:innen Peter Wiesflecker, Martina Piko-Rustia und Katharina Spanlang Foto: Vincenc Gotthardt

Organisator:innen Peter Wiesflecker, Martina Piko-Rustia und Katharina Spanlang Foto: Vincenc Gotthardt

Immaterielles Kulturerbe als Chance für Teilhabe und regionale Entwicklung

Unter dem Titel „Immaterielles Kulturerbe als Chance für Teilhabe und regionale Entwicklung“ organisierten die Österreichischen UNESCO-Kommission, das Volkskundeinstitut Urban Jarnik und der Historiker Peter Wieser am 13. 10. 2023 eine ganztägige Tagung im Hermagoras-Haus in Klagenfurt.

Die Veranstaltung fand zum 20-jährigen Bestehen der UNESCO-Konvention zum Immateriellen Kulturerbe und im Rahmen des Kärntner Jahres der Volkskultur 2023 statt. Das immaterielle Kulturerbe ist lebendig und wird (mündlich) von Generation zu Generation weitergegeben. Das sind z. B. darstellende Künste, gesellschaftliche Rituale und Feste (Bräuche), Wissen um die Natur oder Handwerkskünste. Bisher sind in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Österreichischen UNESCO-Kommission 10 spezifische Kärntner Elemente aufgenommen worden (siehe unten).

Am Vormittag hielten die Organisator:innen Vorträge über die Österreichische UNESCO-Kommission (Katharina Spanlang), über die Archivquellen wie Handschriften, Fotos, Landkarten, Briefe, Lebensgeschichten, die das Wissen über das Alltagsleben vervollständigen (Peter Wiesflecker) und über die Auswirkungen der Eintragung auf das gesellschaftliche Bewusstsein. Hierbei wies Martina Piko-Rustia darauf hin, dass sich nach dem Eintrag der Flur- und Hausnamen die Einstellung zu den slowenischen geografischen Namen geändert hat, da die Menschen sie nun als kulturelles Erbe wahrnehmen.

Am Nachmittag stellten sich einige Träger und Trägerinnen der Kärntner Elemente vor, die in das Register des immateriellen Kulturerbes der Österreichischen UNESCO-Kommission aufgenommen wurden. Ihr gemeinsamer Tenor war, dass sich die Eintragung auf jeden Fall lohnt, da sie das Bewusstsein der Träger und Trägerinnen schärft, sich aktiv der Weitergabe des Erbes zu widmen. Diana Erat bringt der jüngeren Generation bei, wie man die Gailtaler Tracht richtig aufbewahrt und sie zum Tragen vorbereitet und hat auch eine Näherin gefunden, die ihre Näharbeiten und ihr Wissen weiterführen soll. Die Flößer an der Obern Drau, die die Kunst des Floßbaus bewahren, sind inzwischen international vernetzt und wurden auch in das UNESCO-Verzeichnis des Weltkulturerbes aufgenommen, was ihre Aktivitäten gefördert hat. Auf das UNESCO-Logo sind auch die Ferlacher Büchsenmacher:innen stolz, denn sie stellen einzigartige Jagdgewehre her und bewahren viele handwerkliche Fertigkeiten, die nur in Ferlach erlernt werden können, weshalb junge Menschen aus der ganzen Welt hierher kommen. Das Brotbacken im Lesachtal ist etwas Besonderes, weil es auch das Wissen um die Mühlenherstellung und die Saatgutgewinnung bewahrt, was es – ebenso wie das Element der Flur- und Hausnamen in Kärnten – zu einem Beispiel für gute Praxis macht. Vinko Wieser wies darauf hin, dass viel ehrenamtliche Arbeit nötig ist, um die Haus- und Flurnamen zu erhalten und zu dokumentieren, denn ohne diese Arbeit ist es nicht möglich, dieses Erbe zu bewahren.

An der abschließenden Podiumsdiskussion nahmen Hans Mosser (Moderator), Katharina Spanlang (Österreichische UNESCO-Kommission), Mario Waste (Kulturabteilung des Landes Kärnten), Hanna Wiedenig (Vorsitzende der ARGE Volkstanz Kärnten), Martina Piko-Rustia (Urban-Jarnik-Institut) und Peter Fercher (Kärntner Bildungswerk) teil. Es folgte eine lebhafte Diskussion.

Österreichisches Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes, spezifische Elemente aus Kärnten:

  1. Slowenische Flur- und Hofnamen in Kärnten
  2. Heiligenbluter Sternsinger
  3. Metnitzer Kinisingen
  4. Bleiberger Knappenkultur
  5. Kranzelreiten zu Weitensfeld
  6. Untergailtaler Kirchtagsbräuche und Untergailtaler Tracht / Ziljski žegen in ziljska noša
  7. Wissen um die Flößerei auf der Oberen Drau
  8. Ferlacher Büchsenmacher:innen
  9. Lärchenharz-Gewinnung
  10. Lesachtaler Brotherstellung

Zum Bericht der Österreichischen UNESCO-Kommission