Image: ReferentInnen, F: Franc Wakounig

ReferentInnen, F: Franc Wakounig

Brauchtum im Wandel

Die Aufnahme der slowenischen Haus- und Flurnamen in das nationale Register der österreichischen UNESCO-Kommission sowie die Entscheidung auch die Untergailtaler Kirchtagsbräuche mit der Untergailtaler Tracht als erstes zweisprachiges Element in dieses Verzeichnis aufzunehmen, waren Anlass für die Tagung „Brauchtum im Wandel“.

Peter Wiesflecker stellte die Initiativen vor, die sich im Gailtal auch mit dem slowenischen Kulturerbe befassen und es neu beleben. Er wies darauf hin, dass Bräuche mit der regionalen Identität zusammenhängen, daher sollten sie nicht in Gebieten präsentiert werden, in denen sie nicht ausgeübt werden. So haben sich die EinwohnerInnen des Gailtales erfolgreich dagegen gewehrt, dass z. B. das Gailtaler Kirchtagsbrauchtum nicht in Villach/Beljak durchgeführt wird, was Folklore sein würde.

Martina Piko-Rustia wies darauf hin, dass slowenische Lieder ein Jahrhundert lang eingedeutscht wurden. Heute werden sie in Kärnten wieder in das rituelle Leben einbezogen, weshalb die Dokumentationen der slowenischen Lieder, die von vielen SammlerInnen in Südkärnten aufgezeichnet wurden, von großer Bedeutung sind. Der Christliche Kulturverband und das Institut Urban Jarnik sind bestrebt, die Liedtradition in Form von Publikationen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Michael Aichholzer machte darauf aufmerksam, dass das Kärntner Bildungswerk die Bräuche am Land zwar begleitend mitverfolgt, aber manchmal sind es die formalen Vorschriften, die größere Aktivitäten blockieren, da Sitten und Gebräuche formal nicht zur Erwachsenenbildung zählen.

Aufgrund von Briefen aus dem Familienarchiv sprach Sabina Buchwald über die Neuerungen oder Einschränkungen des Bleiburger Wiesenmarktes während des Zweiten Weltkriegs und ihr Großvater beschrieb, wie er den Wandel in den 1970er Jahren, als die Mechanisierung einsetzte, am Wiesenmarkt erlebte.

Daniel Wutti wies darauf hin, wie die unterschiedlichen Identitäten des Einzelnen dazu beitragen, dass gerade in Krisenzeiten größere überregionale oder nationale Identitäten gebildet werden können. Brauchtum oder Trachten können auch dazu dienen, nationale Identitäten zu stärken, wie z. B. der Kärntner Anzug.

Herta Maurer-Lausegger stellte das Kufenstechen in Vorderberg/Blače vor, das sie auch filmisch dokumentierte. Besonders wichtig ist die Dokumentation von Gailtaler Liedern, wo die Einheimischen die Hälfte der Lieder auf Slowenisch vor der Kamera sangen.

Veranstalter der Tagung am 17.09.2021 in Tainach/Tinje: Katholisches Bildungshaus Sodalitas, Slowenisches Volkskundeinstitut Urban Jarnik, Kärntner Bildungswerk

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