Image: Verleihung des Tischler-Preises, Valentin Inzko, Nužej Tolmaier, Janko Krištof. F: Vincenc Gotthardt

Verleihung des Tischler-Preises, Valentin Inzko, Nužej Tolmaier, Janko Krištof. F: Vincenc Gotthardt

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Dr.-Joško-Tischler-Preis 2022 geht an Nužej Tolmaier

Seit 1979 verleihen der Christliche Kulturverband und der Rat der Kärntner Slowenen verdienten Sloweninnen und Slowenen den Dr.-Joško-Tischler-Preis für außerordentliche Verdienste für die slowenische Volksgruppe. Nužej Tolmaier erhält den Preis für sein Lebenswerk auf kulturellem und ethnologischem Gebiet sowie für sein persönliches Engagement für die kulturelle Entfaltung unter den Kärntner SlowenInnen.

Nužej Tolmaier war langjähriger Sekretär des Christlichen Kulturverbandes, einer der beiden zentralen Kulturorganisationen der Kärntner SlowenInnen, und ist derzeitiger Obmann des Volkskundevereins Urban Jarnik in Klagenfurt/Celovec. Als unermüdlicher Kulturarbeiter der slowenischen Volksgruppe setzte er sich zeitlebens um die Förderung der slowenischen Kultur und den Erhalt des kulturellen Erbes in Südkärnten ein. Er wurde 1942 im Lager Frauenaurach in Erlangen geboren, wohin seine Familie vertrieben wurde. Sein ganzes Leben lang war er in der Kultur aktiv. 1965 erhielt er eine Anstellung beim Christlichen Kulturband und beim Rat der Kärntner Slowenen. Im Dezember 1965 wurde er zum Sekretär des Christlichen Kulturbandes gewählt und übte diese Funktion 39 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 aus. Im gleichen Jahr wurde er zum Obmann des Slowenischen Volkskundevereins gewählt und übt diese Funktion bis heute aus.

Der Christliche Kulturverband (KKZ) hat während seiner Tätigkeit ein breites Spektrum an Aktivitäten entwickelt, die sich auf alle Kulturbereiche erstrecken – von Theater, Gesang und Literatur bis hin zur Umsetzung von Forschungsaktivitäten. Viele Aktivitäten sind zu einem festen Bestandteil des KKZ geworden, wobei sich Nužej Tolmaier besonders um die Jugendarbeit  bemühte. Zum ständigen Angebot gehörten bzw. gehören Theaterworkshops in Fiesa oder später in Ankaran, Sprachferien in Novo mesto, die Woche junger Künstler in Rechberg/Rebrca, Musikworkshops, Rede- und Literaturwettbewerbe und die Gesangsrevue Koroška poje. Der Christliche Kulturverband verfügt über eine Bibliothek und ein umfangreiches Archiv. In seiner Organisation erschienen zahlreiche Publikationen auf dem Gebiet der Musik und Ethnologie sowie Monographien zu verdienstvollen Persönlichkeiten. Nužej Tolmaier setzte sich auch für die Gründung der Slowenischen Musikschule in Kärnten, für die Präsentation der kulturellen Aktivitäten der Kärntner SlowenInnen bei den Kärntner Kulturtagen in Ljubljana, Maribor und im italienischen Küstenland bei den dort lebenden SlowenInnen ein.

Als der Christliche Kulturveband eine volkskundliche Abteilung gründete, konzentrierte Nužej Tolmaier sein ganzes Organisationstalent auch auf die Erhaltung der Volkskultur der Kärntner SlowenInnen. Die Tätigkeit im Bereich der Ethnologie nahm danach stark zu, woraufhin 1994 das Slowenische Volkskundeinstitut Urban Jarnik als eigenständige Forschungsinstitution gegründet wurde. Mit Hilfe vieler externer MitarbeiterInnen, EthnologInnen und ExpertInnen anderer Wissenschaften, die Nužej Tolmaier begeistern konnte, wurden bedeutende Forschungen und Dokumentationen durchgeführt, wie z. B. die Dokumentation von Lebensgeschichten der Kärntner SlowenInnen, interdisziplinäre Studien zu einzelnen Orten (Zell/Sele, Rinkenberg/Vogrče, Eberndorf/Dobrla vas), Erforschung der Tracht und Bekleidungskultur im Gail-, Rosen- und Jauntal, Dokumentation des Architekturerbes, kunsthistorische Studien, Dokumentation der Kleindenkmäler, Forschungen zum Brauchtum, über Märchen und Sprichwörter, Kinderspiele, Tanztradition, Volksmedizin, Dokumentation slowenischer Inschriften auf Grabsteinen, Dokumentationen slowenischer Haus- und Flurnamen und nicht zuletzt zahlreiche Forschungen zu Volksliedern, denen Nužej Tolmaier eine besondere Aufmerksamkeit schenkte.

Tolmaiers Liebe zu den heimischen Volksliedern kommt insbesondere in seiner umfangreichen Liedersammlung Tiha zemlja zum Ausdruck. Das Buch enthält alle Volkslieder von den ältesten Aufzeichnungen bis zu Liedern, die noch heute in Radsberg/Radiše und Umgebung gesungen werden. Unter seiner Leitung wurde auch das Museum für Alltagsgeschichte in Köstenberg/Kostanje eingerichtet. Darüber hinaus hat Nužej Tolmaier immer wieder junge ForscherInnen unterstützt und ihnen ihre ersten Publikationen ermöglicht.